CO₂-Zertifikate und Emissionshandel sind in aller Munde. Damit du in Zukunft auch bei diesem komplexen Thema mitreden kannst, wollen wir dir das Wichtigste über den Emissionshandel erklären. In diesem Artikel betrachten wir vorerst die Basics vom EU-Emissionshandelssystem und schauen uns an, was die Politik Neues für die EU-Gemeinschaft plant.
Das Europäische Emissionshandelssystem (European Union Emissions Trading System, EU ETS) ist ein Instrument der EU-Klimapolitik und wurde bereits 2005 eingeführt. Es verpflichtet Unternehmen aus den Sektoren Energie und energieintensiver Industrie, wie Zementfabriken, sowie seit 2012 auch den innereuropäischen Luftverkehr an der Teilnahme. Das Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen unter möglichst geringen volkswirtschaftlichen Kosten zu senken, indem eine begrenzte Zahl an Emissionsrechten ausgegeben und anschließend auf dem Markt gehandelt wird.
Das Motto lautet “Begrenzen und Handeln” (Cap und Trade). Das heißt, dass Unternehmen für jede ausgestoßene Tonne CO₂ eine Emissionsberechtigung benötigen.
Wenn ein Unternehmen durch moderne Technologien weniger CO₂ ausstößt und die Emissionsberechtigungen nicht mehr braucht, kann es die CO₂-Zertifikate an Unternehmen verkaufen, die mehr CO₂ emittieren als die staatliche Obergrenze (Cap) erlaubt. Ohne diese Berechtigungen drohen Strafzahlungen.
Indem die Anzahl an Zertifikaten jedes Jahr reduziert wird, erhalten die Unternehmen einen Anreiz, in klimafreundliche Technologien zu investieren.
Das ist ein Teil der Strategie, um die Klimaziele in Europa zu erreichen und nachhaltig Treibhausgase zu reduzieren. Privatpersonen nehmen am europäischen Handel nicht teil.
Auf eine lange Debatte im EU-Parlament folgte nun ein Kompromiss beim Emissionshandel. Es klingt komisch, aber anfangs verschenkten die Staaten die Zertifikate so großzügig, dass Unternehmen mit dem Verkauf überschüssiger Verschmutzungsrechte teilweise Millionen verdient haben. Ab 2027 soll die kostenlose Vergabe von Zertifikaten nach und nach auslaufen und ab 2032 ganz entfallen. Stimmen die EU-Länder dem zu, wird der Emissionshandel zusätzlich auf die Sektoren Verkehr und Gebäude ausgeweitet, um die Treibhausgase schneller zu senken. Denn rund 60 Prozent der Emissionen der EU fallen auf die Bereiche Straßenverkehr, Gebäudeheizung, Landwirtschaft, kleine Industrieanlagen und die Abfallwirtschaft.
Nach offiziellen Angaben sind die CO₂-Emissionen in den vom ETS erfassten Bereichen seit der Einführung um fast 30 Prozent gesunken. Die Wirtschaft wird also durch politische Druckmittel dazu angehalten, klimafreundlicher zu produzieren. Somit erreichen wir die gesetzten Emissionsziele und dann ist alles gut? So einfach ist das leider nicht. Kritiker:innen sehen eine Ausbremsung des Systems durch Lobbyarbeit und Widerstände in der Wirtschaft und Politik. Sie kritisieren, dass es seit Beginn des EU-Emissionshandels nicht gelungen ist, die CO₂-Zertifikate stärker zu bepreisen, um genügend Anreize für klimafreundliche Investitionen zu bieten und damit den CO₂-Ausstoß ausreichend zu senken. Zudem deckt der Emissionshandel nur 45 % der Emissionen ab.
Um unser Klima also wirklich besser zu schützen, müssen weitere Wirtschaftszweige eingebunden werden und noch einige Löcher in dem Emissionshandelssystem gestopft werden.