Die Energiekrise spitzt sich mit dem Fortschreiten der Jahreszeiten weiter zu. Kaum ein anderes Thema wird momentan so viel diskutiert. Dabei darf in heutigen Zeiten ein Aspekt nicht außer Acht gelassen werden: Die Energiekrise und die Klimakrise hängen eng zusammen und haben eine gemeinsame Ursache.
Das bedeutet im Umkehrschluss auch: Die Lösungen der Energiekrise könnten im besten Fall zu unseren Klimazielen beitragen. Es gibt also - wie in jeder Krise - viel zu verlieren. Letztlich aber mehr zu gewinnen. Voraussetzung dafür ist ein gemeinsames Handeln über den Kontinent hinweg und dass Deutschland und seine Nachbarn den Energiemarkt jetzt klimafreundlich umgestalten.
Produktion, Transport, Medien, Kommunikation - ohne Energie wäre unser Leben ein anderes. Tatsächlich steigt unser Energiebedarf stetig und wird momentan hauptsächlich durch fossile Brennstoffe gedeckt, denn diese sind billig.
Obwohl der Anteil der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren zugenommen hat, besteht weiterhin eine große Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und ihren Lieferanten. Durch die aktuelle Situation wird diese Abhängigkeit zum Problem für den Kontinent. Schnelle Lösungen müssen her. Ist es also möglich, dass wir die Energiekrise mit der Energiewende meistern?
Weil es bisher keinem Land möglich ist, seine gesamte Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen und der Gesamtbedarf an Energie zusätzlich immer weiter zunimmt, können wir momentan nicht auf fossile Brennstoffe verzichten. Dennoch versucht die Politik bereits den Energiemix durch den Fokus auf Erdgas, statt Kohle und Atomenergie, klimafreundlicher zu gestalten. Gas erzeugt bis zu 50% weniger CO₂.
Erdgas wird zum Beheizen von Wohn- und Gewerbegebäuden genutzt, doch es dient heute vor allem auch zur Stromerzeugung. Insbesondere moderne Gaskraftwerke sind umweltfreundlicher als Kohlekraftwerke. Deshalb gilt Erdgas allgemein als wichtig für die Energiewende. Der Gedanke: Solange die erneuerbaren Energien nicht ausreichen, auch weil diese nicht lange genug zwischengespeichert werden können, können Gaskraftwerke den Restbedarf decken. Aber ist das die Lösung?
Für einen Moment schien der Politik diese Entscheidung abgenommen worden zu sein. Zu Beginn der Krise schien die Antwort auf das mangelnde Gas beinahe einstimmig: Wir müssen endlich die erneuerbaren Energien ausschöpfen. Schlimm genug, dass der Hahn erst abgedreht werden muss, bis die Politik die Dringlichkeit dieser Schritte erkennt. Noch verheerender ist, dass diesen Aussagen nicht die entsprechenden Taten folgen. Stattdessen werden weltweit neue, teilweise langfristige Verträge mit neuen Gaslieferanten geschlossen. Damit einher gehen große Investitionen für die benötigte Infrastruktur - wie beispielsweise Import-Pipelines und Flüssiggas-Terminals.
Denn laut Greenpeace und vielen weiteren Akteuren ist die Idee vom sauberen Gas ein großer Irrglaube. Klimaschädliches Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas und die Förderung von neuen Quellen und Transportwegen ein Türöffner für mehr klimaschädliche Energiegewinnung. Tatsächlich muss ein Großteil des verfügbaren Gases unter der Erde bleiben, damit unser CO₂-Budget nicht um ein Vielfaches überschritten wird. Die kurzfristige Lösung Erdgas steht den Klimazielen also im Weg.
Vorübergehend bleibt vor allem eine Strategie: Ein bewussterer Umgang mit unseren Rohstoffen und sparen, wenn es möglich ist. Dieser gesellschaftliche Konsens kommt auch dem Planeten und nicht zuletzt dem Geldbeutel zugute. Doch Verzicht und Einschränkung sind keine langfristige Lösung, wenn es um Energie geht.
Deutschland ist weit davon entfernt, Vorreiter in Sachen Energiepolitik zu sein. Ganz klar ist: Erneuerbare Energien müssen im Fokus stehen, wenn wir die jetzige Situation als Chance für eine Energiewende begreifen und fossile Fehler nicht wiederholt werden sollen. Nur so kann der Klimakrise entgegengewirkt und gleichzeitig der weltweite Energiehunger gestillt werden.
Norwegen ist mit den anderen nordischen Ländern Vorreiter in erneuerbaren Energien in Europa und vielen Staaten weit voraus. Die Produktion von Strom basiert im Land inzwischen fast ausschließlich auf erneuerbaren Energiequellen. Die Energie stammt aus Wasserkraft in ihren gebirgigen und wasserreichen Regionen. Das kommt auch dem Rest Europas zugute, denn Stromexport ist ein profitables Geschäft und Norwegen baute bisher weiter aus.
Dieses Jahr zeigt sich jedoch eine neue Herausforderung: Die voranschreitende Klimakrise und die damit einhergehende Trockenheit bringt auch den wasserreichen Norden an seine Grenzen und führt zu einer Änderung der Energiepolitik im Land. Obwohl Norwegen auch große fossile Vorkommen hat und nach wie vor Öl fördert, setzt es weiter auf erneuerbare Energien für seinen Energiemix und plant, wie beispielsweise Dänemark es vorgemacht hat, große Offshore-Windparks.
Selbstverständlich sind die Bedingungen für erneuerbare Energien in jedem Land unterschiedlich, da sie stark von der Umwelt abhängen. Nicht zuletzt deswegen ist der Norden Europas dem Rest einen Schritt voraus. Das heißt jedoch nicht, dass wir nicht mithalten können. Auch in Deutschland bieten sich viele nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten für Wasser-, Wind-, und Sonnenenergie nach nordischem Vorbild.
Fridays for Future fordert jetzt ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro, um das fossile Zeitalter schneller zu beenden. Hier liegt schließlich auch die einzige Lösung, die uns zur Verfügung steht. Wenn kein Druck entsteht, wird die Politik weiter Scheinlösungen verfolgen und klimaschädliche Energie produzieren und importieren. Die benötigten Technologien werden vor Ort und in anderen Ländern bereits umgesetzt. Mit Blick auf die Nachbarn wird klar, Lösungswege sind bereits aufgezeichnet. Jetzt müssen wir sie gemeinsam beschreiten und klar machen, dass das der einzige Weg raus aus den Krisen ist!